Ein Gedankenspiel

Ein Gedankenspiel

Wohl dem, der sich in einer gesunden und lebendigen Familienstruktur des Lebens freuen darf und ein zufriedenes Leben genießt. Es sind lang nicht mehr so viele Menschen wie noch vor 100 Jahren und ja, es waren vielleicht auch damals schon nicht alle Ehen glücklich, sondern es schien nur so. Es ist so viel passiert und die Lebensexperimente werden immer herausfordernder.

Unsere Gesellschaft wandelt sich derzeit in exponentiellem Tempo und so steht die Frage im Raum: Kann das menschliche Wesen da überhaupt würdevoll mit halten? Und was, wenn es nicht gelingt? Vielerorts ist von sozialer Verrohung die Rede, die Administrativen Kräfte so langsam in der Umsetzung neuer Perspektiven, dass es auch hier immer häufiger zu kritischen Engpässen kommt. Personalmangel, Überalterung, Kriege, Umweltfragen, Krisen, Krisen, Krisen. Diese sind ja bekanntlich Chancen und wohl dem, der sie zu nutzen weiß. So wächst die Zahl derer, die ihr Leben einfach wieder selbst in die Hand nehmen, auswandern, sich in Gemeinschaften zusammen tun, neue Lebensformen bilden und auf bessere Zeiten hin arbeiten. Doch auch die gesellschaftlichen Abhängigkeiten werden größer und diese scheinen subtil orchestriert. Gehören von Kindes Beinen an zum Gedankengut eines jeden Menschen und sind, je mehr der Mensch bereits gereift ist, nur mit persönlicher Bereitschaft noch zu verändern. Wir wurden niemals in unserer Welt wirklich auf die eigenen Beine gestellt. Es gab immer eine Form der Erziehung, die uns jetzt im Weg zu stehen scheint.

Das Fühlen verschwindet immer mehr und wie soll dabei dann Würde einen Raum finden? Wir haben den Satz im Grundgesetzverankert. Er lautet: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Das klingt sehr vernünftig, doch wirft es einige Fragen auf, die hier im Folgenden ebenfalls gestellt werden.

Was genau bedeutet die Würde für uns Menschen? Schließlich haben wir das Wort irgendwann genau so verlauten lassen wie den Eiersollbruchstellen-Verursacher. Und wo kann der Mensch Würde erleben? Lässt sich Würde erlernen? Oder ist sie einfach allem und jedem gegenüber präsent? Letzteres darf auch gegebenenfalls bezweifelt werden bei allem, was sich gesellschaftlich inzwischen ereignet. Warum ist sie angeblich so wichtig und gleichzeitig wird sie immer unsichtbarer?

Natürlich ist verständlich, dass und warum es diesen Begriff eines Tages geben durfte. Damit ist er auch nicht mehr aus der Welt weg zu denken. Doch wann darf von Würde gesprochen werden?

Wirkt der unbegriffene Begriff wirklich in einem Gesetz, wenn einige Menschen in dieser Zeit immer noch zur Waffe greifen, um ein Gegenüber zu töten, wenn Menschen sich gegenseitig nutzen um des eigenen Vorteils willen, wenn Menschen sich betrügen, belügen oderanderweitig verletzen? Wenn Menschen glauben über andere urteilen zu dürfen, ohne deren Geschichte zu kennen? Ist das noch zeitgemäß? Was hat all das mit Würde zu tun? Warum stellen wir den so bedeutungsschwangeren Wortlaut in den Raum? Existiert er überhaupt? Hat es uns unterstützt, diesen Begriff im Grundgesetz zu verankern?

Es ist ein Gedankenspiel … vielleichtbringt es uns zu neuen Erkenntnissen.

Wäre es eventuell Zeit für eine Grundgesetzreform? Wir nehmen die Würde raus und setzen stattdessen die Liebe ein. Die allumfassende Liebe, die nicht existiert, wenn etwas weh tut. Sie tötet nicht, sie kämpft nicht, sie ist einfach nur heilsam für jeden.

Wie gesagt, nur ein Gedankenspiel …

Ist das, was einem West-Europäer an Funktionsweise abverlangt wird, wirklich noch natürlich, Mensch-gerecht und würdevoll? Wäre es nicht gut, ab und zu mal neu zu denken und sich zu fragen, wie es auch anders gelingen könnte? Natürlich gibt es viele Patentrezepte und es werden immer mehr. Mensch fühlt sich gesehen, verstanden und folgt den Lehren, die ihm stimmig anmuten. Bis neue Erkenntnisse das Gelernte in Fragestellen und man sich einer neuen Denkweise bedient. So geht es immer weiter. Oder dreht es sich im Kreis?

Wir ent-wickeln uns doch nur dann wirklich weiter, wenn wir wirklich neue Schritte machen. Momentan gibt es Neuheiten nur auf dem Markt und damit befriedigen wir das bisschen Neugier, was wir noch aufbringen, während es möglicherweise längst viel kreativere Perspektiven gibt.

Was ist wirklich neu, wenn wir uns der alten Philosophen bedienen? Wissen, das nicht gelebt wird, bleibt ewig in Büchern, Youtube-Videos und Webinaren stecken. Warum schafft die Würde es nicht hier wirksam zu sein? Fehlt uns die Liebe? Ist sie auch schon verlorengegangen?

 

Viel Freude, lieber Leser, mit diesen Fragen. Wir können die Welt nicht anhalten, doch die Richtung wechseln würden wir nicht zum Ersten Mal. Und vermutlich auch nicht zum letzten Mal. Erlauben wir uns die Chance zum Besseren und beweisen wir, wie lernfähig und liebevoll wir auch als hochzivilisierte Gesellschaft sein können. Damit wir würdigen, was wir erreicht haben und damit nicht alles sinnlos war. Es ist ein unverbindliches Gedankenspiel. Alles kann, nichts muss.

Annette Jäger

Email: jaeger@diejaegerin.de

Foto: Ausschnitt aus Personenvorstellung Annette Jäger, Bernd Ottow

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